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Regulatorische Anforderungen für POS-Terminals: TA 7.2 und DC POS 3.0
Mit der TA 7.2- und DC POS 3.0-Terminalzertifizierung kommen auf Händler und deren POS-Terminals viele neue Anforderungen zu. Insbesondere für die weit verbreiteten kontaktlosen Zahlungen mit girocard bedeutet diese große Veränderungen.
Wieso girocard kontaktlos?
girocard kontaktlos ist das Erfolgsmodel der Deutschen Kreditwirtschaft und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
- 95% [1] der 16- bis 69-jährigen Deutschen besitzen eine girocard, welche seit 2017 kontaktloses Bezahlen unterstützt
- Über 87% [1] der girocard Akzeptanzstellen unterstützen kontaktlose Bezahlung
- 2020 gab es einen Anstieg der kontaktlosen girocard Transaktionen auf 45% [2]
- Zudem gab es eine Anhebung des Betrags, ab dem eine PIN Eingabe nötig ist (CVM Limit) auf 50€
- Es befinden sich rund 100 Millionen girocards in Deutschland im Umlauf, davon unterstützen aktuell rund 80 Millionen davon kontaktlose Zahlungen – somit rund 80% der girocards in Deutschland
- Es gibt ca. 871.000 girocard Akzeptanzstellen in Deutschland, davon akzeptieren aktuell (2020) rund 755.000 kontaktlose girocard Zahlungen. Damit können girocard Besitzer an etwa 87% der girocard Akzeptanzstellen kontaktlos bezahlen
Welche Vorteile hat girocard kontaktlos für Händler?
- Kein zusätzlicher Aufwand für Händler, die bereits girocard Akzeptanz anbieten, nachdem die Kontaktlos-Funktion einmalig am POS aktiviert wurde
- Hohes Vertrauen in die Bekanntheit von girocard und daher auch in die integrierte Kontaktlos-Funktion
- Schnelleres Bezahlen ohne PIN Eingabe bis 50€
- Hygienisches Bezahlen ohne Kontakt zum POS Terminal
- Höhere Kunden-Convenience durch größere Auswahl der Formfaktoren Kontaktloszahlung via Karte oder via Apple Pay
- Höchste Sicherheitsansprüche durch Einsatz des NFC (Near Field Communication) Standards
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Kontaktlose girocards in Deutschland
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Kontaktlose Bezahlung an girocard Akzeptanzstellen
Woher kommen die regulatorischen Anforderungen für Terminals?
POS-Terminal-Regelung für eine deutsche Debitkarte (girocard)
Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) definiert standardisierte Regeln, den sogenannten Technischen Anhang (TA), für den deutschen Zahlungsverkehr. Diese Regeln gelten für alle zertifizierten Netzbetreiber (NB) wie epay und sind für den Betrieb von girocard POS-Terminals verpflichtend.
POS-Terminal-Regulierung für internationale Kreditkarten (wie Mastercard und Visa)
PCI- und EMV- Standards werden von den internationalen Kreditkarteninstituten herausgegeben. Sie beschreiben die Sicherheits-, Technologie- und Funktionsanforderungen der Kreditkartensysteme (MasterCard, Visa etc.) und sind für die Acquirer zur Abwicklung von Kreditkartentransaktionen verpflichtend.
DC POS – Ein gemeinsames POS-Terminal-Framework für girocard und Kreditkarten
Um eine effiziente und harmonisierte POS-Terminal-Infrastruktur im deutschen Markt bereitzustellen, haben sich die DK und die deutschen Kreditkarten-Acquirer auf ein gemeinsames Terminal-Zulassungsverfahren geeinigt. Dieses Verfahren deckt die Anforderungen der internationalen Kreditkartensysteme und der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) ab. Voraussetzung ist eine Spezifikation für die Zahlungsverkehrsanwendung, die Debit- und Kreditkarten verarbeitet, sowie girocard. Diese Spezifikation ist als „DC POS“ bekannt. DC POS beschreibt die technischen und funktionalen Anforderungen an die Kassenterminals. Sie wird gemeinsam von der DK und den Acquirern unter Berücksichtigung der Anforderungen der internationalen Kreditkartensysteme festgelegt. Mit DC POS-Zulassung kann ein Terminal alle Karten verarbeiten.
Das gemeinsame Zulassungsverfahren auf Basis der DC POS-Spezifikation schafft Kosten-Nutzen-Vorteile für alle Beteiligten: Eine Spezifikation, eine Implementierung, ein Funktionstest führt zu mehreren Typgenehmigungen für ein und dasselbe Terminal.
Was ist neu an der TA 7.2- und DC POS 3.0-Terminalzertifizierung?
Das von der DK definierte TA 7.2 enthält hauptsächlich neue Anforderungen an die girocard, die nicht „von außen“ sichtbar sind:
- Kontaktloses Bezahlen & Akzeptanz von girocards, die in mobilen Wallets gespeichert sind: NFC-Kernel des POS-Terminals wird von Mastercard-Kernel auf girocard eigenen Kernel umgestellt
- Neue Securityanforderungen (Schlüsselverwaltung, neues Schlüsselverfahren)
- Cardholder Verification Method (CVM)-Limit Anhebung auf 50 EUR
- Anpassung in der ec-Entgeltabrechnung
- Kontaktlose Trinkgeld Funktionalität: Bisher (bei TA 7.1) war Trinkgeldfunktion nur kontaktbehaftet verfügbar
DC POS 3.0 beinhaltet neben den oben genannten neuen Anforderungen für die girocard auch die neuen Anforderungen der internationalen Kreditkartenorganisationen und Gesetzgeber. Außerdem beinhaltet es neue Funktionalitäten für die kontaktlose Kreditkartenzahlung:
- Erhöhung des CVM-Limits auf 50 EUR
- Single-Tap-Funktionalität: für kontaktlose Kreditkartenzahlungen, wenn eine PIN-Eingabe erforderlich ist, fragt das Terminal nach der PIN, ohne die Karte einführen oder ein zweites Mal tippen zu müssen. Dadurch wird die Handhabung von Strong Customer Authentication (SCA) für kontaktlose Kreditkartenzahlungen verbessert
- Dynamic Currency Conversion (DCC) jetzt auch für kontaktloses Bezahlen möglich
- Teilgenehmignung (Teilautorisierung bei Zahlung und Reservierung): Diese Funktion erlaubt die Verarbeitung eines reduzierten Betrags. Dies bedeutet, dass der Betrag der Antwort kleiner als der Betrag aus der Anfrage sein kann. Dadurch ist es u.a. möglich, einen Restbetrag z.B. bei einer Prepaid-Kreditkarte konfortabel zu verarbeiten
- Nur Kauf: Autorisierung des Zahlbetrags nur für Cashback-Transaktionen. Hierüber ist es möglich, bei einer Zahlung mit Cashback ausschließlich den Kauf (d.h. die Transaktion) über den Zahlbetrag abzuwickeln. Die Bargeldauszahlung wird in diesem Fall abgelehnt
Wichtige Informationen zum Single-Tap:
Zur Spezifikation DC POS 3.0 wurde ein Update (Errata) veröffentlicht. In der neuesten SW Version der TA 7.2 fähigen Terminals sind die Anforderungen der Errata umgesetzt. Eine dieser Anforderungen sieht vor, dass falls bei einer Kontaktloszahlung vom Issuer eine Aufforderung zur PIN Eingabe geschickt wird, die Transaktion nicht – wie bisher – abgelehnt wird und der Karteninhaber seine Karte erneut präsentieren muss. Stattdessen wird die PIN Abfrage direkt am Terminal ermöglicht ohne erneutes Präsentieren („Single Tap“). In einem verpflichtenden Mandat von Mastercard an die Acquirer ist geregelt, dass für Terminals die das TA 7.2 Errata Update nicht unterstützen ab dem 30.09.2022 eine zusätzliche Fee in Höhe von 2,9 Basispunkte (max. 29 Cent) auf alle Mastercard Transaktionen erhoben wird. Ab 01.07.2023 wird diese auf 4,4 Basispunkte (max. 44 Cent) erhöht. Visa und die Deutsche Kreditwirtschaft (für die girocard) sehen Stand Januar 2022 noch keine Zusatzgebühr vor.
Bis wann sind die Anforderungen fällig?
Um die verfügbaren neuen Funktionen für bestehende Terminals im Markt freizuschalten, werden, wenn möglich, Software-Upgrades auf die neuen TA 7.2/DC POS 3.0 Software-Stände durchgeführt.
Neue Software-Stände wird es allerdings nicht für alle Bestandsmaterialien geben. Für Terminals, die kein Update erhalten können, muss ein Hardware-Austausch mit einem neuen TA 7.2/DC POS 3.0-fähigen Terminal bis 01.01.2025 erfolgen.
Hinweis:
- Austausch von TA 7.1 POS Terminals: Schon heute haben wir Schwierigkeiten Austauschmodelle von den Herstellern zu bekommen, Austausch und Service können wir nicht für jeden TA 7.1 Terminaltyp bis 2024 gewährleisten, daher ist schnelle Umstellung auf TA 7.2 ratsam. Ihr Ansprechpartner bei epay kann Sie zur jeweiligen Situation Ihres Terminals entsprechend beraten und eine Timeline gemeinsam festlegen
- Die TA 7.1 POS Terminals können die neuen Funktionalitäten nicht wie DCC Kontaktlos, Single Tap und Teilautorisierung. Falls diese Funktionalitäten vor 01.01.2025 gewünscht sind muss ebenso auf TA7.2 Terminals umgestellt werden
31.12.2021
Der letzte Tag der zulässigen Markteinführung neuer TA 7.1/ DC POS 2.5-kompatibler POS-Terminals.
01.01.2022
Es dürfen nur noch TA 7.2/DC POS 3.0-konforme POS-Terminals neu in den Markt eingeführt werden.
01.01.2022-31.12.2024
Die bestehenden TA 7.1/ DC POS 2.5 Kassenterminals können weiterhin betrieben werden. Schrittweise Aufrüstung oder Austausch des POS-Terminals basierend auf den Standards TA 7.2/ DC POS 3.0.
30.09.2022
Die Terminals, die das TA 7.2 Errata-Update nicht unterstützen, werden mit einer zusätzlichen Gebühr von 2,9 Basispunkten (max. 29 Cent) auf alle Mastercard-Transaktionen erhoben.
01.07.2023
Die Terminals, die das TA 7.2 Errata-Update nicht unterstützen, werden mit einer zusätzlichen Gebühr von 4,4 Basispunkten (max. 44 Cent) auf alle Mastercard-Transaktionen erhoben.
31.12.2024
Bei TA 7.1/ DC POS 2.5 Kassenterminals werden die kontaktlosen Funktionalitäten abgeschaltet. Daher sollten bis zu diesem Datum alle „alten“ Terminals auf Kassenterminals mit neuer Software TA 7.2/ DC POS 3.0 umgestellt werden.
01.01.2025
Alle im Feld befindlichen POS-Terminals müssen TA 7.2/ DC POS 3.0-kompatibel sein, um kontaktloses Bezahlen und andere neue Funktionen ausführen zu können.
Welche Terminals sind betroffen?
POS-Terminals, für die ein Software-Upgrade gemäß den TA 7.2/ DC POS 3.0-Vorschriften möglich ist:
- Ingenico Desk 3500
- Ingenico Desk 5000
- Ingenico Lane 5000
- Ingenico Move 3500
- Ingenico Move 5000
- Verifone V400c
- Verifone V400m
- Verifone M400
- Verifone P400
- Verifone V200c
- CCV Vx680
- epay A920
- epay A77
POS-Terminals ohne Upgrademöglichkeiten, die durch TA 7.2/ DC POS 3.0 konforme POS-Terminals ersetzt werden müssen:
- Ingenico Telium iCT
- Ingenico Telium iWL
- Ingenico Teilium iPP
- CCV Vx520
- CCV Go
- Verifone H5000
Was bedeutet das für Sie als epay Kunden oder Kundin?
Selbstverständlich stehen wir Ihnen bei solchen Änderungen beratend zur Seite. Wir sind mit den Anforderungen bestens vertraut und finden für Sie die richtige Lösung.